Radentscheid Marl

Initiative Radentscheid Marl:

Übergabe Kostenschätzung Stadt Marl an Radentscheid Marl
Übergabe der Kostenschätzung für den Radentscheid Marl in Corona-Zeiten mit vieeel Abstand.
(v.l.n.r. Baudezernentin Andrea Baudek, Rechtsdezernentin Sabine Terboven, Bürgermeister Werner Arndt sowie Eva Lück, Heinz Borgmann und Ludger Vortmann vom Radentscheid Marl.

Unterschriftenaktion zum Schutz der Bürger verschoben

Fast zwei Monate hat unsere Initiative Radentscheid gespannt auf die Kostenschätzung der Stadtverwaltung gewartet. Seit Freitag (20.03.2020) liegt sie offiziell vor und die Unterschriftenaktion könnte starten. Doch wegen der Infektionsgefahr mit dem Coronavirus ist eine Unterschriftensammlung jetzt zu gefährlich, sagt unser Mitinitiator Heinz Borgmann.

„Uns geht die Gesundheit der Marler Bürgerinnen und Bürger vor und wir müssen alle schützen, die unterschreiben und uns ehrenamtlich bei der Unterschriftensammlung helfen wollen.“

Heinz Borgmann, Radentscheid Marl

Daher haben wir die für heute (21.03.2020) geplante Fahrrad-Demo unter dem Motto „5 vor 12 für den Radverkehr in Marl“ frühzeitig verschoben.

Das ist bitter für unsere inzwischen mehr als 80 ehrenamtlichen Sammlerinnen und die 26 Sammelstellen im ganzen Stadtgebiet. Die sind nämlich seit Mitte Februar startklar, sagt Ludger Vortmann aus unserem Radentscheid-Team.

„Die Corona-Pandemie stellt nicht nur unser Gesundheitssystem und die Wirtschaft vor große Herausforderungen, sondern auch unsere demokratische Mitwirkung. Denn unser Radentscheid Marl lebt ja vom persönlichen Gespräch, vom Austausch von Argumenten und dem Sammeln von Unterschriften.“

Ludger Vortmann, Radentscheid Marl

Aber alle, mit denen wir gesprochen haben, zeigen Verständnis.

„Alle verstehen, dass wir jetzt das einzig Richtige von unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern fordern. Dass Sie nämlich zuhause bleiben sollen, um die Verbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, das ist jetzt unsere gemeinsame Aufgabe. So können wir am besten soziale Kontakte vermeiden – und hier sehen wir unsere Verantwortung.“

Ludger Vortmann, Radentscheid Marl

Starttermin noch offen

Wann wir die Unterschriftenaktion starten können, steht noch nicht fest. Viele Rückmeldungen zeigten uns aber, dass der Radentscheid vielen Menschen Hoffnung für die Zeit nach dem Coronavirus gibt. „Wir können uns daher vorstellen, alternativ oder ergänzend die Unterschriftenlisten zum Download anzubieten und sie per Mail oder WhatsApp zu verteilen,“ sagt Eva Lück von unserer Initiative. „Wir hören immer wieder von Marlern, dass wir auf jeden Fall schon mal ‚virtuell‘ starten sollten, so wie die Schulen es derzeit machen, um Unterrichtsmaterial zu verteilen.“

Heinz Borgmann ergänzt: „Offenbar verbinden viele mit unserer Initiative die Hoffnung auf deutlich bessere und sichere Radwege für unsere Stadt Marl. Die Bedeutung zeigt sich gerade in der jetzigen Corona-Zeit, wo selbst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn aufruft, aufs Fahrrad zu steigen, um frische Luft zu schnappen und sich nicht anzustecken.“

„MarLore“ hilft mit

MarLore - Lastenrad des Radentscheids Marl
MarLore – Lastenrad des Radentscheids Marl

Wir wollen jetzt zusammen mit dem Radler-Stammtisch anderen Menschen in unserer Stadt Marl helfen, die in den kommenden Wochen nicht mobil sind. Wir wollen bei Besorgungen helfen und setzen dabei auch auf unser Lastenrad „MarLore“. Eine weitere Idee sind sogenannte „Balkon-Vorstellungen“, bei denen wir  „MarLore“ mit einer kleinen mobilen Lautsprecheranlage ausstatten und nach Absprache an der Balkonseite von Senioreneinrichtungen, Krankenhäusern oder Hochhäusern Dichterlesungen und Mini-Konzerte machen wollen, um die Leute -ungefährlich für alle- für ein Viertelstündchen auf andere Gedanken zu bringen. Das könnten Kasperle-Theater-Vorführungen sein oder Auftritte von Solokünstlern. Wer mitmachen will, kann sich gerne bei der Initiative melden unter kontakt@radentscheid-marl.de

Marl schätzt den Umbau zur Fahrradstadt auf rund 65 Millionen Euro – Wir glauben aber, dass die Kosten zu hoch veranschlagt sind  

Die Marler Stadtverwaltung beziffert die Gesamtkosten für den kompletten Umbau zur fahrradfreundlichen Stadt gemäß der Ziele des Radentscheids Marl mit 64.746.000 Euro.
Das hält unsere Initiative für deutlich zu hoch geschätzt, erläutert Heinz Borgmann: „Wir bekommen diese Rückmeldungen auch gerade von den Radentscheiden deutlich größerer Städte wie Aachen und Essen.  Daher werden wir noch beraten, ob wir auf der Unterschriftenliste zusätzlich eine alternative Kalkulation veröffentlichen, was vom Gesetzgeber ja so auch vorgesehen ist. “  

Zu den Fördermitteln für das Projekt macht die Stadt Marl leider keine Angaben, obwohl sie in der aktuellen Beschlussvorlage des städteeigenen Mobilitätskonzepts, das in der nächsten Ratssitzung beschlossen werden soll, beim Radwegebau von einer Förderung von bis zu  90 Prozent ausgeht. Das könnt ihr unter dem folgenden Link nachlesen. (Quelle: Mobilitätskonzept der Stadt Marl, Maßnahmen-Kosten-Tabelle Seiten 196-199)  https://www.marl.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Amt_61/Mobilitaetskonzept_Abschluss_Doku/20190711_Mobilitaetskonzept_Marl_Bericht_komp.pdf

„Die Auffassung des Bürgermeisters, dass die Fahrradförderung künftig wegen der Corona-Krise wegfallen könnte, teilen weder wir vom Radentscheid noch das NRW-Verkehrsministerium.“

Eva Lück, Radentscheid Marl

Wir wollten das genau wissen und fragten beim Verkehrsministerium direkt nach. Ein Ministeriumsprecher antwortete uns am Donnerstag (19. März 2020), dass es keine Anzeichen gebe, dass die bisherige Förderung für Radverkehr in den Kommunen gestrichen werden könnte und schreibt weiter:

„Im Bundeshaushalt sind für die Jahre 2020 – 2023 900 Mio. € zusätzlich für den Radverkehr aufgenommen worden. Wie hoch die Summe wird, die für NRW vorgesehen ist, steht noch nicht fest. Hierzu erstellt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur momentan den Entwurf einer Bund-Länder Verwaltungsvereinbarung.“

Peter London, Verkehrsministerium NRW am 19.03.2020

In der von der Stadt geschätzten Gesamtsumme enthalten sind auch externe Ingenieurleistungen zur Umsetzung sowie fünf zusätzliche Stellen für Radverkehrsplaner in der Stadt Marl.

Konjunkturprogramm für die Zeit nach Corona

Die von der Initiative geforderten neun Ziele umfassen ein durchgängiges und engmaschiges Radwegenetz, das Menschen aller Altersgruppen ein komfortables und vor allem sicheres Radfahren in unserer Stadt ermöglicht. Dazu zählen Fahrradstraßen vor Schulen, einheitlich gestaltete und getrennte Geh- und Radwege, sichere Kreuzungen, 1.000 zusätzliche Fahrradabstellplätze und eine Bürgerbeteiligung an der künftigen Verkehrsplanung.

Ludger Vortmann: „Diese Maßnahmen sind auch ein Konjunkturprogramm, von dem die heimische Wirtschaft nach der Corona-Krise profitieren wird. Gerade durch die hohen Fördermittel, die bereit stehen, ist es eine große Chance für unsere Stadt.“  Auch bisherige Fahrradmuffel, die  jetzt in Corona-Zeiten wieder verstärkt aufs Fahrrad steigen, sähen laut Vortmann die Notwendigkeit für mehr, bessere und vor allem sichere Radwege.

„Sagen wir es in der Fußballsprache: Wir haben den Ball auf den Elfmeterpunkt gelegt, nun muss der Elfer verwandelt werden. Und wenn die Marler Politik diese Chance ergreift, ist das ein Meilenstein für umweltfreundliche und gleichberechtige Mobilität für alle Menschen und alle Altersgruppen in unserer Stadt.“

Ludger Vortmann, Radentscheid Marl

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